Einleitung
Wasserkreislauf
Evapotranspiration
Abfluss
Berechnungsverfahren
Verwendetes Verfahren
Eingangsdaten
Niederschlag
Klimatope
Böden
Flurabstände
Flächennutzung
Hangneigung und Exposition
Rechentechnische Umsetzung
Jahresgang der Grundwasserneubildung
Verfahrensverifizierung
Anwendungsbeispiele
Lippe
Klimawandel
Mittelgebirge
Baumberge
Auswirkung der Befestigung
Regenwasserversickerung

 
Anwendungsbeispiele
 
Lippe
 
Für den Geographisch-landeskundlichen Atlas von Westfalen wurden Wasserhaushalts-berechnungen für das Einzugsgebiet der Lippe, als wasserwirtschaftlich wichtigsten Raum im Münsterland, durchgeführt. Hier wird im Verbreitungsgebiet der Halterner Sande ein großer Teil des Trinkwassers für das Ruhrgebiet und auch das übrige Münsterland gewonnen. Ein Teil des Grund- und Oberflächenwassers wird in angrenzende Flusseinzugsgebiete exportiert.

Bei einer langjährig mittleren Niederschlagsrate (1961 bis 1990) von 823 mm/a ergibt
sich bei einer mittleren Verdunstungsrate von 506 mm/a (rd. 61 % des Niederschlags) eine Gesamtabflussrate von 316 mm/a (rd. 39 % des Niederschlags). Die mittlere Direktabflussrate beträgt 115 mm/a (rd. 14 %) und die mittlere Grundwasserneubildungsrate 201 mm/a
(rd. 25 %).

Die Grundwasserneubildungsrate ist z.B. im Osten des Lippeeeinzugsgebietes (Raum Paderborn, Brilon) mit 250 mm/a bis über 400 mm/a sehr hoch. Die geringsten Grundwasser-neubildungsraten mit weniger als 100 mm/a treten in einem Streifen südlich der Lippe von der Seseke im Westen bis zum Gescherbach im Osten auf. Hier besitzen die bindigen Böden sehr hohe nutzbare Feldkapazitäten, so dass Verdunstung und Direktabfluss sehr hoch sind. In den übrigen Bereichen sind die Grundwasserneubildungsraten kleinräumig wechselnd und betragen überwiegend zwischen 50 mm/a und 300 mm/a.

Ein Vergleich der ermittelten Grundwasserneubildung mit dem grundwasserbürtigen Abfluss
der Lippe ist durch eine Vielzahl von wasserwirtschaftlichen Eingriffen erschwert.
Im Einzugsgebiet der Lippe werden über 178 Mio. m³/a (ca. 5,7 m³/s) an Grundwasser,
Fluss- und Talsperrenwasser und Uferfiltrat gewonnen. Ein großer Teil dieser Wassermengen, insbesondere im Kreis Recklinghausen (Halterner und Hullerner Stausee), werden in das Einzugsgebiet der Emscher exportiert und gelangen dort zum Abfluss. Darüber hinaus wird die Lippe bei Niedrigwasser vom Datteln-Hamm-Kanal gespeist, so dass insbesondere der mittlere Niedrigwasserabfluss davon beeinflusst wird. Verfahren, die mit dem "Baseflow-Index", d.h. der Abtrennung des grundwasserbürtigen Abflusses aus den MoMNQ-Werten (monatlicher mittlerer Niedrigwasserabfluss) der Oberflächengewässer, arbeiten, müssen in einem solchen Einzugsgebiet scheitern.

Neben den Einzugsgebieten von Lippe (Export großer Wassermengen zur Emscher) und Emscher (Import von Wasser aus dem Lippegebiet und deutliche Abweichung zwischen ober- und unterirdischem Einzugsgebiet) ist dies in Nordrhein-Westfalen auch die Ruhr (Talsperrenbewirtschaftung, bei der ein großer Teil des Direktabflusses zurück gehalten wird). Möglicherweise sind die anthropogenen Einflüsse der Grund für die unplausibel hoch erscheinende Grundwasserneubildungsrate im Einzugsgebiet der Emscher (215 mm/a) bzw. der zu gering erscheinende Wert im Einzugsgebiet der Lippe (161 mm/a) bei den Berechnungen mit GROWA (BOGENA ET AL. 2003). Die hydrogeologischen Verhältnisse und der Bebauungsgrad lassen es nicht plausibel erscheinen, dass die Grundwasserneubildung im Emschergebiet deutlich höher ist als im Einzugsgebiet der Lippe.

Auf Grund der anthropogenen Überprägung ist ein Vergleich des gemessenen Basisabflusses mit der berechneten Grundwasserneubildung kein hinreichender Nachweis der Berechnungen. Der langjährige MoMNQ (monatliche mittlere Niedrigwasserabflussrate) am Lippepegel in Krudenburg, etwa 15 km vor der Mündung in den Rhein, beträgt 26,8 m³/s (entspricht 175 mm/a), die berechnete Grundwasserneubildung bis zu diesem Pegel 31,1 m³/s (201 mm/a),
was in Anbetracht des Wasserexportes in das Einzugsgebiet der Emscher plausibel erscheint.
 
 
 
Download: Meßer Westfalenatlas 2010


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